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Schüleraustausch Polen 2022

WEGE DER ERINNERUNG


Im Juni dieses Jahres fand eine deutsch-polnische Jugendbegegnung in Morawa statt, welches in der Nähe von Breslau liegt. Für eine Woche wohnten die Teilnehmer im Schloss von Melitta Sallai, das dieses als junges Mädchen kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee verließ und wohin sie nach der Wende zurückkam. Nach der Rückkehr gründete sie mit ihrer Familie eine Begegnungs- und Kindertagesstätte im Haus. Das übergeordnete Thema des Juniprogrammes hieß „Wege der Erinnerung“. Es war das fünfte Treffen der Schüler aus dem VIII. Allgemeinbildenden Lyzeum aus Łódź und dem Immanuel-Kant-Gymnasium Lachendorf seit 2018.


Nach der Ankunft am Montag, dem 13.06.2022 fanden erste Spiele zum Kennenlernen statt, um eine Verbindung der beiden Gruppen herzustellen. Die täglichen Integrationsspiele halfen dabei, den Gruppenzusammenhalt nachhaltig zu stärken.


In den darauffolgenden Tagen standen eine Führung in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Groß-Rosen, des Schlosses Fürstenstein und eine Besichtigung des Stollens im Eulengebirge auf dem Plan. Das Konzentrationslager Groß-Rosen wurde als Nebenlager von Sachsenhausen gegründet, 1941 wurde es selbstständiges Lager. Die Häftlinge von Groß-Rosen wurden damals im nahegelegenen Steinbruch zu sehr harter körperlicher Arbeit gezwungen. In den Jahren 1940-1945 gab es 125.000 Häftlinge, von denen 40.000 starben an den unmenschlichen Bedingungen im Lager starben.


Ein wichtiger Programmpunkt war ein Gespräch mit Melitta Sallai,, das den Jugendlichen Einblicke in ihr Leben zu Kriegs- und Nachkriegszeiten ermöglichte. Unter anderem erzählte sie von ihrem Leben in Polen nach dem Krieg: „Wissen Sie, am Jüngsten Gericht fragt niemand mehr, ob wir Deutsche oder Polen sind“, so Melitta Sallai. Diese Worte zeigen, wie wichtig nicht nur die Pflege der deutsch-polnischen, sondern generell der multikulturellen Kontakte ist.


Rückblickend war die Woche für die Jugendlichen einerseits aufschlussreich und interessant, andererseits auch emotional bewegend. Die Projektteilnehmer trennten sich in Tränen voreinander. Insbesondere heutzutage, wo wir populistische Bewegungen beobachten und in der Ukraine Krieg herrscht, ist der Austausch und die Zusammenarbeit der europäischen Länder wichtiger denn je.


Organisiert wurde das Projekt durch die Hedwig-Stiftung Morawa. Das Projekt wurde großzügig vom Deutsch-polnischen Jugendwerk und der Sanddorf-Stiftung gefördert.


Autoren:

Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums Lachendorf und des VIII. Allgemeinbildenden Lyzeum Łódź


Lena Badzio, Lilith Hahn, Jan Cywiński, Hanna Borkowska, unter Leitung von Katarzyna Moser




Melitta Sallai (links im Bild mit ihrer Schwester Tesi und Frau Szwegler, der Leiterin der Hedwig-Stiftung Morawa) ist eine deutsche Aktivistin und Autorin, geboren am 02.10.1927. Aufgewachsen in der Tradition des Adels, erlebt sie den Zweiten Weltkrieg und die ihm folgenden Umbrüche. Gegen Kriegsende wird sie Zeugin des nationalsozialistischen Raubs bedeutender Kunstwerke aus Polen, unter anderem des Gemäldes „Die Dame mit dem Hermelin“ von Leonardo da Vinci.

Das KZ Groß-Rosen galt laut vielen ehemaligen Häftlingen als eines der härtesten Konzentrationslager.


Das Schloss Fürstenstein ist das größte Schloss Schlesiens. Es liegt am nördlichen Rand der Stadt Walbrzych im Stadtteil Ksiaz (Fürstenstein) in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.


Während des Zweiten Weltkriegs wurden in Niederschlesien unter dem Schloss Fürstenstein Tunnel von den Nationalsozialisten unter dem Tarnnamen „Projekt Riese“ angelegt. 3000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge gruben zwei Kilometer Tunnel und Schächte unter dem Schloss und in die umliegenden Berge des Eulengebirges.


Insgesamt gingen durch das KL Groß-Rosen ungefähr 125.000 Häftlinge. Zu den größten Nationalgruppen im Lager gehörten Juden, Polen, sowie Bürger der ehemaligen Sowjetunion. Die ungefähre Opferzahl der Häftlinge des KL Groß-Rosen beträgt ca. 40.000. Nach der Befreiung wurde das Lagergelände gereinigt. 1983 wurde das „Museum Groß-Rosen“ ins Leben gerufen.


Das Lager Groß-Rosen entstand im August 1940 als Nebenlager des KZ Sachsenhausen. Die Häftlinge waren zur Zwangsarbeit im örtlichen Granitsteinbruch bestimmt. Am 1. Mai 1941 erhielt das Arbeitslager Groß-Rosen den Rang eines selbstständigen Konzentrationslagers. Die Gefangenen mussten 12 Stunden am Tag im Steinbruch arbeiten. Die Hungerrationen, die ununterbrochene Misshandlung und Terrorisierung der Häftlinge seitens der SS-Besatzung hatten eine hohe Sterblichkeit zur Folge.


Unser Austausch stand ganz im Zeichen der deutsch-polnischen Freundschaft, die sich auch unter uns vom ersten Tag an entwickelte.


Durch viele Aktivitäten lernten sich die deutsche und die polnische Gruppe näher kennen und verständigen. Viele Ausflüge sorgten dafür, dass die Kenntnisse über die schwierige Geschichte, die beide Länder miteinander verbindet, gemeinsam vertieft und darüber diskutiert werden konnte.


Das Haus Muhrau ist eine deutsch-polnische Tagungsstätte mit Hotel- und Gastronomiebetrieb. Bis 1945 war es Zuhause der Familie von Melitta Sallai. Heute ist es im Besitz der Hedwig-Stiftung Morawa, welche einen Kindergarten und eine Bildungsstätte betreibt.