Schulinternes Curriculum

für das Fach Philosophie

in der gymnasialen Oberstufe (G9; Jahrgänge 11 bis 13)

am Immanuel-Kant-Gymnasium in Lachendorf,

Beschluss der Fachkonferenz Philosophie / Werte und Normen am 20.11.2017

 

Das Fach Philosophie kann in der Oberstufe ohne Vorkenntnisse angewählt werden. In der 11. Klasse wird ein zweistündiger Kurs angeboten. In den Jahrgängen 12 und 13 wird das Fach Philosophie als dreistündiges Ergänzungsfach und – je nach Anwahl und Möglichkeiten der Schule – als dreistündiger Prüfungskurs angeboten. Der Prüfungskurs (P4 und P5) läuft über vier Semester, der Ergänzungsfachkurs nur über zwei Semester.

Das schulinterne Curriculum für das Fach Philosophie in der Oberstufe am Immanuel-Kant-Gymnasium in Lachendorf trägt den Vorgaben der niedersächsischen Rahmenrichtlinien[1] und der kompetenzorientierten „Einheitlichen Prüfungsanforderungen“[2] auf Bundesebene Rechnung. Philosophie ist derzeit kein Fach des Zentralabiturs.

Das Land Niedersachsen sieht in seinen Regelungen für das Abitur vor, dass jeder Schüler und jede Schülerin in der Qualifikationsphase (Jahrgänge 11 und 12) eines der Fächer evangelische oder katholische Religion, Werte und Normen oder Philo­sophie (je nach Angebot der Schule) durchgehend, also mindestens als zwei­stündiges Ergänzungsfach belegt haben muss. Des Weiteren müssen zwei dieser Halbjahre in das Gesamtergebnis der Abiturnote eingebracht werden. Somit ist davon auszugehen, dass alle Schülerinnen und Schüler der Philosophiekurse vier Halbjahre am Unterricht teilnehmen. Philosophie ist derzeit kein Fach des Zentralabiturs.

Der Schwerpunkt des Faches Philosophie liegt in der diskursorientierten Textarbeit, aber auch freiere Formen des Philosophierens und kreativproduktive Zugänge werden nicht außer Acht gelassen. Philosophieren ist in erster Linie „eine Reflexionskompetenz[3], die sich wiederum in Wahrnehmungs- und Deutungskompetenzen, Argumentations- und Urteilskompeten­zen und Darstellungskompetenzen differenzieren lässt. Die Be­wertung orientiert sich an den drei klassischen Anforderungsbereichen, die im Fach Philosophie schlagwortartig mit „begreifen“, „erörtern“ und „urteilen“[4] betitelt werden können.

Die Bewertung teilt sich in je eine Note für die Mitarbeit im Unterricht und eine für die Klausuren ein. Laut Beschluss der Fachkonferenz Werte und Normen / Philosophie vom 23. Juni 2009 soll die Gewichtung ungefähr 60 % zu 40 % sein.[5] 

Die Anzahl der Klausuren pro Halbjahr wird von der Schule vorgegeben. Eine klassische Klausur im Fach Philosophie hat einen Text zur Grundlage. Die Aufgaben / Fragestellungen orientieren sich an den drei Anforderungsbereichen. Es ist aber auch möglich, z.B. einen Essay schreiben zu lassen. Zur Mitarbeit im Unterricht zählen neben der mündlichen Beteiligung z.B. auch Referate, kreativ-produktive Aufgabenbereiche, das (auch gemeinsame) Erstellen von Texten und Gruppenarbeiten. Als Lehrbuch ist seit dem Beschluss der Fachkonferenz vom 29.4.2013 „Philos. Philosophieren in der Oberstufe“ (Schöningh-Verlag) eingeführt.

 

Einführungsphase:

Einführungsphase Jahrgang 11, 1. Halbjahr (2-stündig):

Lernfelder: Einführung in die Philosophie, Theoretische Philosophie

Inhalte:

- Einführung in das Fach Philosophie (z.B. Herkunft des Begriffs und der Wissenschaft, typische Fragen und Problemstellungen, Einteilung der klassischen Bereiche, Einführende philosophische Texte, Methoden)

- Einführung in die Logik (vor allem die Wahrheitskriterien der Aussagenlogik des Aristoteles)

- Gottesbegriffe und -beweise (mögliche Autoren: Platon, Anselm von Canterbury, Thomas von Aquin, Ibn Ruschd, Moses Maimonides, Meister Eckhart)

- Theodizee (mögliche Autoren: Gottfried Wilhelm Leibniz, Johann Wolfgang von Goethe, Jean-Jacques Rousseau, Immanuel Kant, Hans Jonas)

- Religionskritik (mögliche Autoren: Paul Henri Thiry d`Holbach, Ludwig Feuerbach, Karl Marx/ Friedrich Engels, Friedrich Nietzsche)

 

Einführungsphase Jahrgang 11, 2. Halbjahr (2-stündig):

Lernfelder: Praktische Philosophie

Inhalte:

- Antike Glücksethiken (mögliche Autoren: Aristoteles, Epikur, Seneca, Buddhismus)

- Moderne Glücksphilosophie (mögliche Autoren: Wilhelm Schmid, Robert Spaemann, Mihalyi Csikszentmihalyi)

- Grenzen der Glücksethik (mögliche Autoren: Immanuel Kant, Viktor Frankl, Sigmund Freud, Friedrich Nietzsche)

- Staatsbegriffe (mögliche Autoren: Platon, Aristoteles, Niccolò Machiavelli, Thomas Hobbes, John Locke, Jean-Jacques Rousseau, Charles de Montesquieu, Karl Marx, Friedrich Engels, Hannah Arendt, Niklas Luhmann)

- Recht und Gerechtigkeit (mögliche Autoren: Platon, Immanuel Kant, John Rawls, Robert Spaemann)

 

 

Qualifikationsphase:

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es für den Fall, dass ein reiner Ergänzungsfach-Kurs zusammengestellt wird, in dem sich keine Abiturprüflinge befinden, die Möglichkeit gibt, die Themen der ersten drei Semester des Kurses auf grundlegendem Anforderungsniveau zu einem „Crash-Kurs“ in zwei Semestern zu vereinen, um den Schülern die Möglichkeit zu geben, auch Fragen der Anthropologie zu behandeln. Handelt es sich um einen Kurs, in dem sowohl Schülerinnen und Schüler, die Philosophie als Abitur-Prüfungsfach gewählt haben, sind als auch solche, die nur zwei Semester belegen, ist nach nachfolgendem Curriculum zu verfahren. Dasselbe gilt für einen reinen Prüfungskurs auf grundlegendem Anforderungsniveau.

 

Grundlegendes Curriculum

 

Qualifikationsphase Jahrgang 12, 1. Halbjahr (3-stündig)

Lernfeld: Theoretische Philosophie

Schwerpunktthema: Erkenntnistheorie - Die Wahrheitsfrage

Inhalte:

- Sprache und Wahrheit (mögliche Autoren: Ludwig Wittgenstein und Wilhelm von Humboldt)

- Wahrheit und Ontologie (mögliche Autoren: Platon und Ernst Bloch)

- Kritik am metaphysischen Wahrheitsbegriff (mögliche Autoren: David Hume, Immanuel Kant, Martin Heidegger, Karl Raimund Popper, Friedrich Nietzsche)

- Aspekte moderner Wahrheitstheorien (z.B. Kohärenztheorie, Pragmatismus und / oder radikaler Konstruktivismus)

- Fakultativ: Erweiterung der Logik-Kenntnisse aus dem 11. Schuljahr durch eine Einführung in die Prädikatenlogik

 

Qualifikationsphase Jahrgang 12, 2. Halbjahr

Lernfeld: Praktische Philosophie

Schwerpunktthema: Ethik - Gutes Handeln

Inhalte:

- Sein und Sollen (mögliche Autoren: Platon, Georg F. W. Hegel, Immanuel Kant)

- Deontologische und utilitaristische Ethik (mögliche Autoren: Immanuel Kant, Jeremy Bentham, Peter Singer)

- Individuelle und kollektive Güter (mögliche Autoren: Platon, Aristoteles, Ernst Bloch, Theodor W. Adorno)

- Metaethik (z.B. Diskursethik, u.a. mit Jürgen Habermas, und / oder Friedrich Nietzsche)

- Verantwortung gegenüber künftigen Generationen und der Natur

 

Qualifikationsphase Jahrgang 13, 1. Halbjahr

Lernfeld: Praktische Philosophie

Schwerpunktthema: Die Frage nach dem Menschen - Anthropologie und Kulturphilosophie

Inhalte:

- Was ist der Mensch? Anthropologische Grundkonstanten menschlichen Daseins in den verschiedenen Wissenschaften und in der Philosophie (mögliche Autoren: Platon, Immanuel Kant, Johann Gottfried Herder, Georg Christoph Lichtenberg, Johann Wolfgang von Goethe; des Weiteren Positionen aus anderen Wissenschaften)

- Institutionentheorien (mögliche Autoren: Bronislaw Malinowski, Arnold Gehlen, Michel Foucault)

- Das Leib-Seele-Problem (mögliche Autoren: Platon, René Descartes, Sigmund Freud)

- Existentialismus (mögliche Autoren: Jean-Paul Sartre, Albert Camus, Simone de Beauvoir)

 

Qualifikationsphase Jahrgang 13, 2. Halbjahr

Lernfeld: Theoretische Philosophie

Schwerpunktthema: Wissenschaftstheorie / Methodologie

Inhalte:

- Verstehen und Erklären (Methoden und Theorien)

- Grundlegende Methoden der Wissenschaften (mögliche Autoren: Aristoteles, Paul Feyerabend)

- Theoriendynamik (mögliche Autoren: vor allem Karl Raimund Popper und seine Gegner)

- Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Weltbilder (mögliche Autorin: Hannah Arendt)

- Evtl. Systemtheorie (mögliche Autoren: Talcott Parsons, Niklas Luhmann)

 

Mögliches Alternativ-Curriculum („Crash-Kurs“)

für einen rein zweisemestrigen Ergänzungsfachkurs:

 

 

Qualifikationsphase Jahrgang 12 oder 13, 1. Halbjahr

Lernfeld: Theoretische Philosophie; Schwerpunktthemen: Erkenntnistheorie, Ethik

Inhalte:

- Wahrnehmen und Denken im Erkenntnisprozess (mögliche Autoren: Platon, René Descartes, John Locke, David Hume, Immanuel Kant

- Aspekte moderner Wahrheitstheorien (z.B. Kohärenztheorie, Pragmatismus und / oder radikaler Konstruktivismus)

- Sprache und Wahrheit (mögliche Autoren: Ludwig Wittgenstein und Wilhelm von Humboldt)

- Sein und Sollen (mögliche Autoren: Platon, Georg F. W. Hegel, Immanuel Kant)

- Deontische und utilitaristische Ethik (mögliche Autoren: Immanuel Kant, Jeremy Bentham, John Stuard Mill, Peter Singer)

- Moralkritik (z.B. Friedrich Nietzsche, Max Weber, Ludwig Wittgenstein, Jean-Paul Sartre)

 

Qualifikationsphase Jahrgang 12 oder 13, 2. Halbjahr

Lernfeld: Praktische Philosophie; Schwerpunktthema: Ethik, Die Frage nach dem Menschen - Anthropologie und Kulturphilosophie

Inhalte:

- Was ist der Mensch? Anthropologische Grundkonstanten menschlichen Daseins in den verschiedenen Wissenschaften und in der Philosophie (mögliche Autoren: Platon, Immanuel Kant, Johann Gottfried Herder, Georg Christoph Lichtenberg, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Nietzsche, Arnold Gehlen; des Weiteren Positionen aus anderen Wissenschaften)

- Institutionentheorien (mögliche Autoren: Bronislaw Malinowski, Arnold Gehlen, Michel Foucault)

- Das Leib-Seele-Problem (mögliche Autoren: Platon, René Descartes, Sigmund Freud)

- Existentialismus (mögliche Autoren: Martin Heidegger, Jean-Paul Sartre, Albert Camus, Simone de Beauvoir)

 

 

 

 

 


[1] Siehe Rahmenrichtlinien für das Gymnasium. Philosophie. Gymnasiale Oberstufe, hrsgg. vom Niedersächsischen Kultusministerium, Hannover 1985 (im Folgenden mit „Rahmenrichtlinien“ abgekürzt).

[2] Siehe Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Philosophie (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 1. Februar 1989 in der Fassung vom 16.11.2006), zu finden u.a. auf www.nibis.de.

[3] A.a.O., S.5.

[4] Siehe Rahmenrichtlinien, S.18.

[5] Siehe Protokoll der Fachkonferenz vom 23. Juni 2009.

 

 

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