21. Sept. 20223 Min. Lesezeit
top of page
Latein
AUFGABENFELD A
Lateinkenntnisse vereinfachen das Erlernen moderner Fremdsprachen, so dass sich Latein deshalb auch als Brückensprache bezeichnet lässt. Latein hat einen sprachbezogenen Modellcharakter, so dass die Schüler/innen am Lateinischen ein grundsätzliches Bewusstsein dafür erhalten, wie eine Sprache funktioniert. Die Sprachelemente (Bau des Wortes, Deklination und Konjugation, Modell des Satzes, Organisation des Textes) kommen auch in anderen Sprachen zur Anwendung – in der nicht mehr veränderten lateinischen Sprache sind diese besonders klar erkennbar. Zudem hat ein Großteil der Vokabeln moderner Sprachen (z.B. Italienisch, Spanisch, Französisch, Englisch etc.) seine Wurzeln im Lateinischen. Diese Verwandtschaft zeigen folgende Beispiele:
Latein ist auch ein Teil der deutschen Sprache, nämlich in Lehnwörtern (z.B. Fenster, Markt, Münze, Spiegel, Straße) und in Fremdwörtern (z.B. Agrarstruktur, Information, Republik, Subvention). Das Übersetzen lateinischer Texte bietet laufend Gelegenheit, die Möglichkeiten der Muttersprache auszuloten und ihre Regeln sicher in den Griff zu bekommen. Darin liegt für die Schüler/innen die Chance, in den Ausdrucksreichtum des Deutschen tiefer einzudringen, den Wortschatz zu vermehren und den Sprachstil zu schulen.
Insofern bildet Latein für die Lernenden ein grammatisches Rückgrat: Mit der grammatischen Sicherheit wächst beim Kind/Jugendlichen die Fähigkeit des sprachlichen Ausdrucks, um so komplexe Sachverhalte schriftlich und mündlich stringent, knapp und präzise auszudrücken. Gerade im sog. Kommunikationszeitalter der Gegenwart ist eine solche Sprachkompetenz von großem Vorteil!
Der Übersetzungsprozess ist gewissermaßen ein ständiges Problemlösungsverfahren, dabei gilt es drei Denkoperationen durchzuführen: das Identifizieren, das Analysieren und das Transformieren. Meist verlangen die komplexen Strukturen und Sätze ein mikroskopisches Lesen, also ein Vorgehen, in dem die Einzelheiten gleichsam wie unter einem Mikroskop betrachtet werden. Denn um zu einer korrekten Übersetzung zu gelangen, gilt es (v.a. in der Endung eines Wortes) jeden Buchstaben genau zu beachten. Dies erfordert ruhiges Überlegen, konzentriertes Beobachten und langsames, aber zielgerichtetes Verarbeiten des Erkannten – somit werden „nebenbei“ wichtige Sekundärtugenden für die weiteren Fächer sowie außerschulischen Anforderungen eingeübt. Folglich dient der Lateinunterricht (sowohl das intensive Vokabel- und Grammatiklernen zu Hause als auch die kooperative Übersetzungsarbeit im Unterricht) der allgemeinen Förderung von Beobachtungsschärfe, Konzentrationsfähigkeit, Entscheidungsstärke, sprachlicher Kreativität, Durchhaltevermögen und Belastbarkeit.
Die im Lateinunterricht behandelten Texte werfen grundlegende Fragen der menschlichen Existenz auf. Anhand von berühmten Persönlichkeiten oder exemplarischen Ereignissen der antiken Welt werden Werte, wie z.B. Freiheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Aufklärung und selbstbestimmtes Leben, thematisiert. Durch Kommunikation mit – zeitlich weit zurückliegenden – Texten wird den Lernenden ermöglicht, distanzierter, neutraler und differenzierter auf die eigene Position zu blicken, ggf. den eigenen Standpunkt in Frage zu stellen und sogar Alternativen für das eigene Leben zu erörtern.
Insofern verlangt und vermittelt der Lateinunterricht eine Auseinandersetzung mit neuzeitbezogenen Anfragen und Problemen – unter Zuhilfenahme der Antworten aus der Antike. Durch diese historische Kommunikation werden den Kindern/Jugendlichen Modelle für das eigene Denken und Handeln sowie Möglichkeiten zur Identifikation bereitgestellt.
Die Idee der europäischen Zusammengehörigkeit hat ihre Wurzeln in der Antike:
-
Literatur und Mythos: der Lateinunterricht führt in grundlegende Formen der europäischen Literatur aus Antike, Mittelalter und Neuzeit ein
-
Geschichte und Politik: die Schüler/innen lernen die Grundlagen der römischen Geschichte kennen, sie erhalten einen Einblick in die historischen Fundamente Europas; dabei werden zentrale Grundprobleme aus Politik und Geschichte thematisiert (z.B. das Spannungsfeld „Macht und Recht“, die Frage eines gerechten Krieges, die Begegnung mit Fremden oder gesellschaftliche Utopien)
-
Philosophie: insbesondere in den höheren Jahrgangsstufen werden wiederholt Grundprobleme der menschlichen Existenz thematisiert
-
Religion: der Lateinunterricht ermöglicht einen Zugang zu den Grundlagen christlicher Religionen
Der Lateinunterricht eröffnet den Lernenden einen fundierten Zugang zur abwechslungsreichen und vielfältigen Kulturtradition Europas, so dass zugleich ein wichtiger Beitrag zur Förderung einer gemeinsamen europäischen Identität geleistet wird.
-
In vielen Studiengängen an einer Universität sind Lateinkenntnisse sehr hilfreich. Dies gilt z.B. für Medizin, Jura, Anglistik, Geschichte, Germanistik, Orientalistik, Musikwissenschaft, romanische Philologien (Spanisch, Portugiesisch, Italienisch und Französisch), Theologie und Philosophie. Für manche Studiengänge ist das Latinum sogar eine zu erfüllende Zugangsvoraussetzung. Unter dem Listenpunkt Latein-Abschlüsse am IKG erfährst du mehr über die Lateinabschlüsse an unserer Schule.
-
Martin Willamowski (Fachobmann)
-
Kristin Frese
-
Martin Kappenberg
-
Jörg Mollenhauer
-
Inga Mutschler
-
Selina Wagner
-
FINK, Gerhard / MAIER, Friedrich: Konkrete Fachdidaktik Latein, Stuttgart 1996, darin: „Das Dilemma“, S. 5-8 und „Ziel-Profil des Faches“, S. 92-102.
KIPF, Stefan / STERN, Elsbeth: Pro & Contra. Macht Latein klug, in: Forschung & Lehre 6/2009, S. 432-433.
KUHLMANN, Peter: Wozu noch Latein lernen? - Eine Menge guter Gründe!, in: Kuhlmann, Peter: Kompakte Fachdidaktik Latein, Göttingen 2009, S. 37 - 41.
KÜNZLE, Ernst: Das alte Rom. Aus der Reihe Was ist was? (Band 055). Nürnberg 2000.
MAIER, Friedrich: Warum Latein? Zehn gute Gründe. Stuttgart 2014.
STROH, Wilfried: Latein ist tot, es lebe Latein. Kleine Geschichte einer großen Sprache. Berlin 2008.
Link zum Kerncurriculum für das Fach Latein in den Jahrgängen 5-10
(auf dem niedersächsischen Bildungsserver):
http://db2.nibis.de/1db/cuvo/datei/kc_gym_latein_08_nib2.pdf
Link zum Kerncurriculum für das Fach Latein in der Oberstufe
(auf dem niedersächsischen Bildungsserver):
a) Sekundarstufe I (gilt für das Abitur nach neun Jahren)
b) Sekundarstufe II (gilt für das Abitur nach neun Jahren)
bottom of page