Im März 2016 sind wir, eine Gruppe von acht Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen, für 18 Tage nach Tarija in Bolivien gereist. Ziel der Reise war es, das Land, seine Einwohner und deren Lebensstil unter dem Aspekt des „Buen Vivir“ (= gutes Leben) kennenzulernen. Im vorherigen Jahr haben uns bereits zehn bolivianische Schülerinnen und Schüler im Rahmen des ENSA-Projektes [1] besucht.
Nach einer anstrengenden zweitägigen Anreise wurden wir herzlich von unseren Gastfamilien am Flughafen empfangen. Obwohl viele Aspekte für uns auf den ersten Eindruck sehr ungewohnt waren, erkannten wir, dass es dennoch viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ländern und auch zwischen den Austauschfamilien gab. Dadurch fühlten wir uns schnell wohl in unseren Gastfamilien. Das Zusammenleben hat trotz kleiner Verständigungsprobleme sehr gut funktioniert. Unsere Schülerinnen und Schüler haben zusammen mit ihren Austauschpartnern auch einige Unterrichtsstunden besucht, sodass sie einen Einblick in das Schulleben an einer bolivianischen Privatschule erhalten konnten. Die Austauschschule hat ein anderes Schulsystem, als wir es von unserer Schule kennen. Beispielsweise gibt es keine mündlichen Noten und somit ist die Konzentration und Beteiligung der Schülerinnen und Schüler häufig gering.
Die Landschaft in Tarija ist wunderschön. Es liegt in einem Tal umgeben von Bergen und wenn man diese hinaufsteigt, durchbricht man die Wolkendecke. Dort oben – auf einer Höhe von ungefähr 3800 m – gibt es weite Landschaften mit wenig Vegetation. Außerdem haben wir viele Lamas und Alpakas gesehen. Die Einwohner verarbeiten die Wolle für die traditionelle Herstellung von Kleidung sowie Decken. Die Stadt Tarija ist bekannt für ihren guten Wein. Ursprünglich gab es kaum Weinanbau. Erst die deutsche Einwandererfamilie Kohlberg begann Mitte des 20. Jahrhunderts mit dem professionellen Weinanbau. Die klimatischen Bedingungen sowie der gute Boden in Tarija sind zentrale Faktoren für die hohe Qualität des Endproduktes.
Während unseres Aufenthaltes haben wir auch weitere Städte und besondere Orte des Landes kennengelernt. Unter anderem haben wir uns die legendäre Salzwüste „Salar de Uyuni“ angesehen. Die größte Salzwüste der Welt hat uns alle sehr beeindruckt, da wir nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen haben. Des Weiteren haben wir die berühmten Silberminen von Potosí besichtigt und hautnah erleben dürfen, wie es sich anfühlt unter Tage zu sein. Nach diesem Besuch der Minen war unsere Stimmung allerdings sehr bedrückt: Die Arbeitsbedingungen in den Bedingungen haben sich seit der Kolonialzeit kaum verändert. Die Minenarbeiten arbeiten sehr hart in den gefährlichen, schlecht gesicherten Tunneln und riskieren ihre Gesundheit für wenig Geld. Insgesamt war es erschreckend zu sehen, dass eine einst so reiche Stadt, nun die ärmste Boliviens ist.
Neben den Unternehmungen als Gruppe, haben wir auch viele tolle Aktivitäten mit unseren Gastfamilien unternommen.
Durch diese vielen neuen Eindrücke hat sich unsere Sicht auf die Welt verändert und dafür sind wir den Gastfamilien, der Gastschule und ENSA sehr dankbar.
[1] ENSA, das Entwicklungspolitische Schulaustauschprogramm, wird im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführt. ENSA fördert die Begegnung von Schülerinnen und Schülern aus
Deutschland und Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa. ENSA vermittelt ihnen einen Einblick in globale Zusammenhänge und bestärkt sie darin, sich intensiver mit diesen Zusammenhängen zu befassen und sich langfristig für eine gerechtere Welt zu engagieren.